Ecuador Teil 2 – Der unbezwingbare Cotopaxi

30 10 2014

Hola amigos!

Noch einmal melden wir uns aus Ecuador…

Als wir bei Tulcan wieder über die Grenzbrücke spazierten, erlebten wir eine Art Deja Vu, waren wir doch erst vor 11 Tagen über selbige nach Kolumbien gewandert. Der Hauptgrund, weshalb wir nochmals nach Ecuador „mussten“, war jedenfalls ein Besuch der Galapagos Inseln, auf welche wir den Flug von Guayaquil und den anschließenden Weiterflug nach Panama bereits vor Reisebeginn gebucht hatten – eines jener wenigen Dinge, die wir wohl im Nachhinein ob der ineffizienten Reiseroute anders geplant hätten ;-).

Nichtsdestotrotz sind wir bereits etwas früher nach Ecuador zurückgekehrt, da wir vor unserem Galapagostrip noch den spektakulären Cotopaxi besteigen wollten – mit knapp 5.900 Metern der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane weltweit. Laut einigen Berichten, die wir zuvor gelesen haben, sollte die Besteigung nicht allzu schwer sein und auch Bergsteigern ohne viel Erfahrung möglich sein. Das größte Problem stellt dabei die große Höhe dar und benötigt somit eine ausreichende Akklimatisierung. Da wir gerade aus Kolumbien kamen und die Tage davor noch in Cartagena am Meer verbrachten, wussten wir, dass dies ein kritischer Faktor werden könnte. Nach 2 Tagen auf rund 2700 Metern Seehöhe in Bogota und Quito entschlossen wir uns auf Anraten unseres Guides noch einen zusätzlichen Tag zur Akklimatisierung einzulegen. Dazu machten wir einen schönen Ausflug nach Quilatoa, wo uns ein hübscher Kratersee auf 3800 Meter Seehöhe erwartete. Auch wenn uns bereits hier der Abstieg zum See, aber vor allem der anschließende Aufstieg aufgrund der Höhe etwas Mühe bereitete, hofften wir dennoch einigermaßen für den nächsten Tag gerüstet zu sein.

Quilatoa Quilatoa Quilatoa Quilatoa

Dann hieß es nämlich erst einmal ordentlich ausschlafen, da der Aufstieg auf den Gletscher erst in der Nacht stattfinden sollte. Eine Besteigung bei Tag ist aufgrund der höheren Temperaturen und der damit verbundenen Lawinengefahr nicht möglich. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bekamen wir dann am Vormittag unser Equipment ausgehändigt – inklusive entsprechender Bergschuhe von Koflach, die überraschenderweise immer noch produziert werden; auch wenn nicht mehr in Oesterreich.

Cotopaxi

Danach hieß es nochmals etwas ruhen, ehe wir dann um 15 Uhr von Latacunga in Richtung Basislager aufbrachen. Auf 3800 Meter schlugen wir unser Camp im Nationalpark Cotopaxi auf. Ganz kurz zeigte sich uns auch der mächtige Berg, der sonst an diesem Tag in Wolken und Nebelschwaden eingehüllt war.

Cotopaxi Cotopaxi

Um 17 Uhr gab es schließlich ein für die Umstände leckeres Abendessen, ehe wir uns dann eine Stunde später zur Nachtruhe in unser Zelt bei eisigen Temperaturen zurückzogen. Auch wenn uns im Zelt mit den Schlafsäcken und 3 Schichten an Kleidung angenehm warm war, ließ der kurz darauf einsetzende Regen, der lautstark auf das Zelt klopfte, nicht an ein Einschlafen denken.

Cotopaxi

Immerhin konnten wir uns noch ein wenig ausruhen, ehe wir dann um 22 Uhr unser Frühstück serviert bekamen – definitiv das früheste Frühstück, dass wir jemals zu uns genommen hatten :-).

Cotopaxi

Zumindest der Regen hatte mittlerweile wieder aufgehört und wir waren, auch wenn nicht gänzlich ausgeschlafen, voll motiviert den Cotopaxi in Angriff zu nehmen.

CotopaxiCotopaxi

In voller Montur inkl. Steigeisen, Eispickel, Stirnlampen und Schutzbrillen, die uns in der Nacht vor dem Wind schützen sollten, ging es daraufhin per Jeep auf eine Höhe von 4500 Metern, von wo aus wir zwei mit unserem Guide die Besteigung um 23.30 Uhr begannen. Die ersten 300 Höhenmeter stiegen wir zügig eine steile Sandpiste empor – jeder Schritt den wir auf dem nachgiebigen Untergrund machten, bedeutete wieder einen halben retour. Nach einer Stunde hatten wir dann jedenfalls das Refugio auf 4800 erreicht. Eigentlich ist dies der Ort, wo wir unsere „Nachtruhe“ verbringen hätten sollen, jedoch wurde dieses Lager derzeit renoviert. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter. Kurz darauf änderte sich das Terrain dann schlagartig und von der Geröllpiste kamen wir direkt in den Schnee bzw. das Eis des Gletschers und konnten rasch feststellen, dass der erste Abschnitt mit Sicherheit noch der entspannendste Teil war. Nun mussten wir uns die Steigeisen anlegen und hängten uns mit einem Seil aneinander.

Cotopaxi

Die nächsten 1000 Höhenmeter sollten dann ausschließlich durch Eis und Schnee auf ziemlich direktem Weg (im Schnitt 45 Grad Steigung) auf den Gipfel führen, den wir spätestens um 6 Uhr morgens erreichen mussten, bevor die Sonnenstrahlen den Schnee zu sehr erwärmen konnten.

Cotopaxi Cotopaxi

Nachdem wir auch die eine oder andere Gletscherspalte überstiegen hatten, fingen wir auch langsam aber sicher an, die Höhe zu spüren, die sich vor allem in der immer grösser werdenden Erschöpfung und Kurzatmigkeit bemerkbar machte. Inzwischen hatten wir auch schon die Wolkendecke durchbrochen, und der sich im Schnee reflektierende Mond ließ den Gletscher in einem wunderschönen Licht erstrahlen. Desto höher wir stiegen, umso öfter mussten wir jedoch eine kurze Pause zum Verschnaufen einlegen und auch die Müdigkeit aufgrund des wenigen Schlafes machte sich immer stärker bemerkbar. Um 3.00 morgens hatten wir dann eine Höhe von 5.400 Metern erreicht, was noch immer weitere 500 Höhenmeter bis ganz nach oben bedeutete… im Eis und ob unseres Zustandes kein leichtes Unterfangen. Auch unser Guide meinte, dass er bei unserem derzeitigen Tempo die Wahrscheinlichkeit den Gipfel rechtzeitig zu erreichen, eher gering einschätzte und uns richtigerweise auch noch auf den nicht zu unterschätzenden Rückweg aufmerksam machte, wo bei nachlassender Konzentration ein falscher Schritt auch relativ rasch einen Absturz bedeuten hätte können. Dies im Hinterkopf und in Anbetracht unserer schwindenden Kräfte und immer grösser werdenden Müdigkeit, mussten wir uns an dieser Stelle leider für die Umkehr entscheiden.

Cotopaxi

Nach rund 1,5 Stunden waren wir dann auch wieder sicher unten am Ausgangspunkt angekommen und wurden mit dem Jeep zurück nach Latacunga gebracht. Auf der einen Seite waren wir sehr enttäuscht, dass wir den Aufstieg an diesem Tag nicht schaffen konnten und einsehen mussten, dass wir erstens zu wenig Zeit in eine vernünftige Akklimatisierung aufgewandt und zweitens die Schwierigkeit der Besteigung einfach unterschätzt hatten. Auf der anderen Seite jedoch sind wir unglaublich froh, eine derartige Erfahrung einmal gemacht zu haben und wir werden es bestimmt irgendwann noch einmal nach entsprechender Vorbereitung und Akklimatisierung versuchen :-).

Da wir aufgrund der Umstaende (Nacht und Nebel) nur wenig aussagekraeftige Fotos des Cotopaxi haben, kann man sich diese aber gerne auch auf Wikipedia ansehen 🙂

http://de.wikipedia.org/wiki/Cotopaxi

Noch am selben Tag ging es dann jedenfalls mit dem Bus weiter nach Guayaquil, von wo aus wir nach einem Tag Erholung unseren Flug auf die Galapagos Inseln hatten.  Zufälligerweise erwartete uns in Guayaquil das jährliche Festival zum Independence Day, womit wir auch entsprechend mit einem riesigen Feuerwerk empfangen wurden… 🙂

Guayaquil Guayaquil

Hasta pronto!

Karin & Michael

PS: Wichtig zu wissen für jeden Südamerikareisenden ist auch, dass eigentlich für alle öffentlichen Toiletten zu bezahlen ist bzw. es auch dort nie ein WC-Papier auf den Toiletten gibt und man dieses bei Bedarf von der geschäftstüchtigen Klofrau in Einzelrationen käuflich erwerben kann. Lediglich in Guayaquil ist man bereits auf einem derart fortschrittlichen Stand, dass man WC-Papier Automaten installiert hat 🙂

WC-Papier Automat (Guayaquil)

 



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