Bolivien – Part 2
15 10 2014Buenas dias!
Mit dem Nachtbus sind wir also von La Paz nach Uyuni gefahren, um dort eine Tagestour in die Salzwüste zu unternehmen und entschieden uns somit gegen die sonst üblichen 3-Tagestouren, da erstens unsere Zeit in Bolivien begrenzt war und wir zweitens ähnliche Lagunen, wie man sie im südlichen Teil Uyunis sieht, bereits von San Pedro de Atacama (Chile) aus besichtigt hatten. Nachdem wir uns nach der Ankunft noch rasch in einem Hostel von der Busfahrt frisch gemacht hatten, konnte es auch schon losgehen. Leider dürften wir uns aber beide Tags davor einen bösen Magen-Darm Virus eingefangen haben, wonach die Tour gerade anfangs etwas zur Qual wurde. Vor allem Michael hatte es recht schlimm erwischt und so konnte er die ersten Stationen nur vom Jeep aus besichtigen – das Mittagessen wurde somit ebenso gestrichen :-).
Nichtsdestotrotz war das weiße Naturschauspiel, das uns in der Salzwüste geboten wurde, wirklich toll. Nachdem wir einige Zeit mit unserem Jeep über das Salz gebrettert sind – außer Weiß war weit und breit nichts zu sehen – sind wir plötzlich zu einer grünen, mit Kakteen bewachsenen Insel mitten in der Wüste gelangt, der Isla Incahuasi. Der kurze Aufstieg auf den Hügel wurde dann aufgrund der körperlichen Schwächung durch den Virus zur großen Herausforderung. Dennoch ließen wir uns dies nicht entgehen…
Ebenso körperlich anstrengend war dann das anschließende Posieren für diverse Perspektivenfotos, wenngleich auch ein paar lustige Fotos rausgekommen sind 🙂
Auf der Rückfahrt legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei einem Salzhotel sowie beim Devil’s Mirror ein, wo sich noch das Wasser aus der Regenzeit sammelt und sich die Umgebung im mit einer dünnen Wasserschicht bedeckten Salzsee spiegelte.
Nach der Rückkehr nach Uyuni ging es noch am gleichen Abend mit dem Bus weiter in das 3 Stunden entfernte Potosi. Nachdem es Michael wieder etwas besser ging, wurde nun die Busfahrt für Karin zur Höllenfahrt, da sich der Virus nun bei ihr bemerkbar machte, bis wir sogar den Bus zu einem kurzen Zwischenstopp zwingen mussten…
Am nächsten Tag ging es uns beiden Gott sei Dank wieder besser. Bei einer kurzen Stadtbesichtigung, haben wir auf einem Stadtfest live die Verbrennung einer Mesa (Teller mit Opfern inkl. Lamafötus) verfolgen dürfen.
2 Straßen weiter, bei einer Demonstration vor dem Rathaus, sind dann ältere Damen mit Holzprügeln aufeinander losgegangen. Da wir uns hier nicht groß einmischen wollten und auch nicht so recht wussten, worum es bei dieser Demonstration ging (später erfuhren wir, dass es die niedrigen Löhne der Gemeindeangestellten betraf), entschieden wir uns, noch kurz dem lokalen Markt einen Besuch abzustatten – wie in jeder Stadt immer ein lohnenswertes Erlebnis. Neben diversen Gewürzen wurde auch wieder reichlich Fleisch dargeboten. Bei der appetitlichen Präsentation des Fleisches wurde dann aber sogar Michael kurzfristig zum Vegetarier… zumindest bis zum Abendessen 😉
Danach stand allerdings der Hauptgrund unseres Abstechers nach Potosi auf dem Programm – ein Besuch einer Silbermine, wo auch heute noch teils unter einfachsten Bedingungen wie zur Kolonialzeit Silber abgebaut wird. Da ein jeder Minenarbeiter in seine eigene Tasche arbeitet, können sich nur die erfolgreichen Arbeiter bzw. jene, die einen sehr „ertragreichen“ Stollen zugeteilt bekommen haben, Luxusgeräte wie Presslufthämmer leisten – alle anderen arbeiten heute immer noch mit Hammer, Meisel und Dynamitstangen. Bevor es losging, kauften wir noch ein paar Geschenke für die Minenarbeiter am Miner’s Market ein… Kokablätter zum Kauen (hilft angeblich auch die Schmerzgrenze nach oben zu treiben), Limonade und Dynamitstangen standen ganz oben auf der Wunschliste. Unser erster Stopp war eine Weiterverarbeitungsanlage, in welcher das Silber und die restlichen Metalle aus dem Erz herausgelöst wurden. Aufgrund der chemischen Substanzen, die dazu verwendet werden, auch eine überaus gesundheitsschädigende Arbeit – auch wir mussten bei unserem kurzen Aufenthalt einen Mundschutz tragen, während die Mitarbeiter der Anlage teils ohne irgendwelchen Schutz die Arbeit verrichteten… allerdings aus ihrem eigenen Willen, da sie der Schutz teilweise bei der Arbeit hindere.
Danach ging es in die eigentliche Mine und da unser Guide ein ehemaliger Minenarbeiter war, konnte er uns das Leben untertags umso besser näherbringen.
Den Trip quer durch den Berg konnte man jedenfalls in keinster Weise mit einem Ausflug in ein Schaubergwerk in der Heimat vergleichen. Obwohl wir nur den relativ gut ausgebauten und vor allem halbwegs sicheren „Regierungsstollen“ durchwanderten, wurde auch uns aufgrund der Enge und Dunkelheit etwas mulmig – elektrisches Licht gab es jedenfalls in der gesamten Mine keines. Teilweise mussten wir uns beinahe auf allen Vieren fortbewegen und durch enge Schächte hochklettern. Die Stollen, in denen jedoch tatsächlich abgebaut wird, sind um ein vielfaches enger und auch instabiler.
Da wir die Mine an einem Freitagnachmittag besuchten, trafen wir leider nicht mehr allzu viele Arbeiter an – diejenigen, die jedoch noch arbeiteten, freuten sich sichtlich über unsere Mitbringsel. Die übrigen ließen die Woche bereits bei einer Flasche hochprozentigem Schnaps ausklingen. Der gängigste Brand bei den Minenmitarbeitern ist ein 96% Alkohol, den es um umgerechnet 2 Euro in der Literflasche zum kaufen gibt. Und der erste Schluck wird jeweils beim „Tio“, dem sogenannten Schutzpatron, eingenommen, um sich das Glück eines ertragreichen Stollens zu sichern und für alle möglichen Dinge zu bitten… quasi die Heilige Barbara, die wir in unseren Breitengraden kennen. Auch wir mussten 2 Schluck des Teufelsgetränks nehmen… zumindest unser Magen-Darm-Virus wurde dadurch endgültig abgetötet.
Die Bedingungen, die wir dort vorfanden, werden uns aber sicher noch länger in einprägsamer Erinnerung bleiben.
Als wir aus der Mine zurückkehrten, ging es noch am gleichen Abend weiter in das 3 Busstunden entfernte Sucre, einer wunderschönen Kolonialstadt und gleichzeitig die Hauptstadt des Landes.
Am nächsten Tag überraschte uns bereits frühmorgens ein Straßenfestival, das sich quer durch die Altstadt zog und natürlich beschlossen wir diesem beizuwohnen, bei welchem sich alles vorwiegend auf einen Umzug durch die Altstadt konzentrierte. Bemerkenswert ist, dass die Frauen je nach Alter eine unterschiedliche Tracht trugen. Die etwas ältere Generation setzte auf eine traditionelle Tracht mit Hut und bunten Tellerröcken, während die jungen Frauen eine sehr bunte an Burlesque erinnernde Kleidung trugen, wobei man anmerken muss, dass man auch so manches junges Mädchen lieber in der traditionellen Kleidung gesehen hätte… Die Männer waren ebenfalls herausgeputzt und man konnte die Anspannung des Tanzens förmlich spüren. Auch das Kauen der Kokablätter half vielen nicht den apathischen Ausdruck in den Augen zu verbergen. Die Hitze und wahrscheinlich die doch ungewohnt viele Bewegung machten so manchen zu schaffen. Die jeweilige Gruppe an Tänzern wurde von der Blasmusik begleitet, die lautstark immer wieder die gleiche Melodie anstimmte und die Gruppe vorantrieb. Nach rund 2 Stunden erst erreichten die Gruppen dann am Hauptplatz vor laufender Kamera ihren Höhepunkt. Eine lokale Fernsehübertragung lief live in allen Geschäftslokalen und, wer weiß, vielleicht konnten wir 2 Gringos uns auch als Attraktion der besonderen Art bei der Aufzeichnung ins Bild stehlen :-). Die umliegenden Restaurants waren zwar alle größtenteils leer, zu essen gab es jedoch genug an kleinen Verkaufsständen, die mit allerlei Selbstgekochtem und Erfrischungsgetränken aufwarteten. Nachdem es unserem Magen-Darm Trakt wieder entsprechend ging, hauten wir auch kräftig rein :-). Es muss auch gesagt werden, dass das Straßenfest auch dann noch nicht endete, als wir bereits unseren Schlaf fanden und auch am nächsten Tag war hie und da gegen Mittag noch so manche Blasmusikkapelle munter am Spielen.
Bei einem Besuch des Aussichtspunktes und dem anschließenden Weg zurück ins Zentrum passierte dann leider das Vermeidbare; von der Gegend fasziniert und nicht auf den Gehsteig achtend knickte Karin an der Kante eines der vielen Straßenlöcher um und verletzte sich den Knöchel bzw. die dort verlaufende Sehne. Somit war der Stadtspaziergang beendet und wir gönnten uns ein hervorragendes Essen und eine dazu passende Flasche Wein in einem netten Gastgarten mit Blick über die Stadt und verbrachten einen netten Nachmittag mit Karten spielen zwecks Abschwellung und Hochlagerung des Fußes, was uns auch wieder einmal sehr gut gefiel.
Am Abend ging es dann wieder mittels Nachtbus zurück nach La Paz, ehe wir dann am übernächsten Tag weiter nach Quito flogen, um uns mit Karins Mutter Annemarie zu treffen. Sicherheitshalber kehrten wir bereits einen Tag früher nach La Paz zurück, da man bei der Häufigkeit an Streiks nie genau wusste, ob auch tatsächlich Busse am jeweiligen Tag verkehren. Der dort verbleibende Tag stand dann allerdings ausschließlich im Zeichen der Erholung und Genesung des Knöchels.
Für uns jedenfalls waren die 9 Tage Bolivien ein besonderes Erlebnis. Auch wenn es sich dabei um das wohl noch am wenigsten entwickelte Land unserer Südamerikareise handelte, konnte es uns durch seine immer noch gepflegten Traditionen und Bräuche in seinen Bann ziehen und gerade die Einfachheit, unter welcher die meisten Leute hier noch ihr Leben meistern, war schon sehr außergewöhnlich.
Hasta luego!
Karin & Michael
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