East Coast – das nördliche Queensland
25 05 2014G`day!
In Cairns, der nördlichsten Stadt der australischen Ostküste im Bundesstaat Queensland, angekommen, erfreuten wir uns wieder herrlichem Sonnenschein und angenehmen sommerlichen Temperaturen. Vom Zyklon, der erst 2 Wochen davor über das Land gezogen war, konnten wir auf den ersten Blick nichts erahnen. Auch die von weißen Sandstränden gesäumte Küste entsprach so ganz unseren Vorstellungen. So verführerisch die Strände aber auch waren, mussten wir unsere Hoffnungen auf ein erfrischendes Bad im Ozean allerdings bald begraben – die Gefahr mit den gegenwärtigen, tödlichen Würfelquallen in Kontakt zu geraten oder von einem der unzähligen Krokodile, mit welchen die meisten Gewässer in der Umgebung verseucht sind, gefressen zu werden, ist dann doch zu groß. Dafür gibt es aber in den meisten Küstenstädten an der Esplanade künstlich angelegte Lagunen, die für die notwendige Abkühlung sorgen sollen.
Ohnedies beschäftigten wir uns die ersten Tage in Cairns mit der Suche nach einem passenden Gefährt für die kommenden 10 Wochen. Und es musste natürlich auch den Anforderungen unseres Trips entlang der Ostküste bis Adeleide im Süden und dann wieder quer durch das Outback in den Norden nach Darwin gerecht werden. Deshalb entschieden wir uns für ein allradgetriebenes Fahrzeug – einen Holden Jackaroo… authentischer kann man einen Australientrip wohl kaum in Angriff nehmen :-). Durch unsere Erfahrungen mit dem Autoverkauf in Neuseeland und weil die meisten Reisenden ihren Trip in Cairns beenden, wussten wir nun auch das Überangebot an Fahrzeugen entsprechend auszunützen und konnten somit unseren SUV relativ günstig erwerben…
Nach vier Tagen in Cairns und wohl zu viel Kontakt zu deprimierten Reisenden, die ihr Fahrzeug nicht an den Mann brachten, konnten wir es dann auch kaum schon erwarten, unseren Trip in den nördlich gelegenen Daintree Forest fortzusetzen – ein saftig grüner, tropischer Regenwald, der direkt an die weißen prachtvollen Strände anschließt. Da wir nun schließlich auch ein entsprechendes Offroad-Fahrzeug hatten, entschlossen wir uns den 32km langen Bloomfield Track nach Cooktown zu nehmen. Es erwartete uns eine abenteuerliche Fahrt über Stock und Stein bei welcher wir auch mehrere Flüsse zu durchqueren hatten – eine gute Gelegenheit die Fähigkeiten unseres Gefährts auch mal auszutesten und was zugleich einen Riesenspaß machte.
Cooktown ist der nördlichst gelegene Ort der Ostküste. Weiter nördlich gibt es außer Busch nur noch vereinzelte Aborigine Siedlungen und jedenfalls keine befestigten Straßen mehr.
Begeistert von dem soeben bewältigten Offroad Track erkundigten wir uns bei der Touristeninformation (die gibt es hier in jedem noch so kleinen Dorf) nach weiteren lohnenswerten Strecken in der Umgebung. Dort empfahl man uns einen Tagesausflug zum Elim Beach, welchen wir am nächsten Tag auch gleich in Angriff nahmen. Nach einigen Kilometern über tiefrote Sandpiste sind wir dann am Strand angekommen.
Da sich auch bereits entsprechende Spuren im Sand befanden, wagten wir einen Ausflug auf den Strand mit unserem 4WD.
Als die Spuren schließlich durch eher unwegsamen Untergrund weiterführten und weit und breit kein Mensch zu sehen war, entschlossen wir uns doch lieber durch eine Kehrtwende die Rückfahrt anzutreten – ein, wie sich herausstellte, fataler Fehler, da wir uns so zu weit vom festen Ufer entfernten und nun im weichen, schlammigen Sand feststeckten und alle Unternehmungen mit unserem Vierradantrieb nur dazu führten, dass wir uns soweit in den Sandschlamm eingruben, dass unser Fahrzeug am Schlamm aufsaß.
Da wir nun befürchteten, dass die bereits langsam eintretende Flut unser im Sand steckendes Fahrzeug endgültig begraben würde, eilten wir zurück zur nächsten Straße um Hilfe zu holen und hatten erst einmal Glück. Ein Straßenfahrzeug, das gerade beschäftigt war, die teils unpassierbare Straße zu räumen, bot seine Hilfe an und fuhr zum nächst gelegenen Haus, um ein Fahrzeug mit einer Seilwinde zu alarmieren, welches allerdings ca. 1 Stunde aus dem nächst gelegenen Dorf brauchte. Zwischenzeitlich bot sich ein weiterer Straßenarbeiter an uns aus dem Schlamm mit Hilfe eines Seiles zu bergen. Leider endete seine gut gemeinte Hilfestellung darin, dass er ebenfalls im Schlamm feststeckte :-(.
Nicht nur, dass das Meer durch die herannahende Flut immer näher rückte, schürte auch der festsitzende Kollege weiter unsere Angst, dass es kaum möglich sei, unser Fahrzeug aus dem Sandschlamm zu ziehen – zwei Wochen vorher konnten bereits zwei Fahrzeuge nicht mehr geborgen werden.
Auch wenn man es bergen konnte, sei es ungewiss, ob man nicht die Kurbelwelle oder sonstige sich an der Unterseite befindlichen Teile mitriss, da es derart tief eingesunken war. Notgedrungen beschäftigten wir uns auch bereits mit den Gedanken, wie wir wohl unser im Auto befindendes Hab und Gut in Sicherheit bringen könnten. Schlussendlich traf dann die vermeintliche Rettung mit der Seilwinde ein. Unsere letzte Chance, da es kein weiteres Bergungsfahrzeug vor der Flut an den Strand schaffen würde. Schon die Bergung des Fahrzeuges unseres ersten Helfers, welches bei weitem nicht so tief festsaß, verlangte der Seilwinde einiges ab – unsere Hoffnung stieg beim Anblick dessen nicht gerade und so beteten wir. Nach mehreren Versuchen und bangen Minuten schafften die beiden Aborigines es Gott sei Dank das Fahrzeug aus dem Mangrovenschlamm gemeinsam zu manövrieren.
Auch wenn unsere beiden Helden für diese Hilfestellung nichts verlangten, bedankten wir uns im Zuge maßloser Erleichterung mit umgerechnet 2 Kisten Bier und konnten nach einem kurzen Strandspaziergang unsere Heimfahrt wieder unbeschadet antreten.
Nach einem kurzen Zwischenstopp an einem netten Wasserfall genossen wir unser wohlverdientes Bier im einzigen Pub Cooktowns umso mehr und waren froh, dass unser Auto heute nicht zu Fisch bzw. Krokodilfutter wurde.
Am nächsten Tag traten wir die Rückfahrt nach Cairns an. Als wir allerdings an der Querung des Bloomfield Rivers ankamen, wurde diese gerade aufgrund des wieder eingesetzten Regens der letzten Tage und dem damit verbundenen erhöhten Wasserstandes des Flusses gesperrt. Da auch wir nicht nochmals unser Gefährt unnötigen Gefahren aussetzen wollten, nahmen wir die rund 200 Kilometer Umweg über den Highway in Kauf.
In Cairns begaben wir uns dann Tags darauf für 3 Tage auf ein Tauchboot, das uns raus zum Great Barrier Reef brachte. In 11 Tauchgängen fanden wir dann Gelegenheit die einzigartige Unterwasserwelt und die tollen Korallenformationen zu erkunden. Bei einem Nachttauchgang trafen wir auch Bryan, eine 150 Jahre alte und 1,5 Meter lange Meeresschildkröte, in seiner Schlafhöhle an und konnten den Trip gleichzeitig mit dem Erwerb des Advanced Open Water Scheins verbinden.
Zurück am Festland traten wir nun endlich unseren Trip Richtung Süden an. Nach rund 600 Kilometern war unser erster Stop Airlie Beach, dem Gateway zu den Whitsunday Islands.
Auch hier hielt es uns nicht lange an Land und so entschlossen wir uns die Inseln besser auf einem 2-tägigen Segelturn zu erkunden und erkoren die „Silent Night“, ein ehemaliges Rennboot, als passendes Schiff. Skipper Liam bescherte uns ein paar tolle Segelmanöver und sobald wir die Segel setzten, tauchte die eine Seite des Boots immer wieder in die Wellen ein, während die andere Seite 2 Meter über dem Wasser schwebte – Segeln so wie es sich gehört :-).
Absolutes Highlight des Trips war dann der Landgang am Whiteheaven Beach, dem drittmeist fotografierten Objekt Australiens. Auch wenn wir schon einige Bilder davon zuvor gesehen hatten, überwältigte uns der Anblick des Strandes außerordentlich. Der extrem feine Sand, fast wie weißer Staub, die tollen Sandformationen, die Stachelrochen, die sich im seichten Wasser sonnten, die vielfältige Vogelwelt rundherum und die Armeen an Krabben, die sich bei jeglichem Annäherungsversuch im Sand vergruben, trugen zu diesem einzigartigen Besuch am Whiteheaven Beach bei. Auch uns wird es wohl nicht gelungen sein, dies mit unseren Fotos entsprechend widerzugeben, aber wir haben uns zumindest bemüht, einen kleinen Eindruck zu vermitteln… 🙂
Nach 2 Tagen und 2 Nächten auf der Silent Night haben wir uns weiter auf den Weg nach Rockhampton gemacht. Nach weiteren 500 Kilometern und einem kurzen Zwischenstopp in Mackay, einem nicht unbedingt nennenswerten Küstenstädtchen, welches uns aber mit hervorragenden Kebabs versorgte, kamen wir auch dort an.
Eigentlich wollten wir auch in Rockhampton nur die Nacht verbringen, um am nächsten Tag die Fähre nach Great Keppel Island zu erreichen, erfuhren aber, dass jeden Mittwoch ein Rodeo im dortigen Western Hotel stattfand. Nach kurzem Nachdenken und Rechnen, stellten wir auch fest, dass zufälligerweise gerade Mittwoch war – den genauen Wochentag zu kennen fällt uns mittlerweile immer schwerer :-). Und natürlich wollten wir uns das wöchentliche Highlight Rockys, wie es die Einheimischen auch nennen, nicht entgehen lassen – jede Menge Möchtegern-Cowboys, die sich versuchen ein paar Sekunden auf den wilden Bullen zu halten… wäre eigentlich genau das richtige für uns gewesen, allerdings wollten wir uns dann doch nicht der unnötigen Gefahr aussetzen und die nächsten Tage im Krankenhaus verbringen. Umso amüsanter und unterhaltsamer war es dann den vermeintlichen Stierbändigern mit einer saftigen Lammkeule am Teller zuzusehen.
Die Nacht verbrachten wir dann im nahegelegenen Park – dazu sei gesagt, dass das „wilde“ Campen in Australien mehr oder weniger Usus ist, und wir uns den dortigen Parkplatz mit ein paar weiteren Gleichgesonnen teilten. Am nächsten Morgen dann nahmen wir wie geplant die Fähre nach Great Keppel Island. Hier erwartete uns ein tropisches und einsames Inselparadies.
Nicht nur, dass wir bei unserer Ankunft die einzigen Gäste auf der Ferienanlage waren, auch der ewig lange Sandstrand gehörte uns alleine – und ja, es war der erste Strand, an dem wir auch gefahrlos ins Wasser gehen konnten.
Einzig ein freches Possum gesellte sich immer wieder zu uns, und fraß in unserer Abwesenheit kurzerhand eine Banane von unserem Tisch. Als Dankeschön hinterließ es nach dem Verzehr seine Ausscheidungen appetitlich am Tisch. Dennoch entschlossen wir uns kurzerhand noch eine zweite Nacht auf diesem idyllischen Eiland anzuhängen um uns mal wieder zu entspannen – zum Glück hatten wir genug Nahrungsvorrat eingepackt, da es hier weit und breit keine (geöffneten) Restaurants oder dergleichen gibt. Die einzige Pizzeria vermittelt den Anschein die letzten 5 Jahre keine Pizzas mehr gemacht zu haben. Auf einem abenteuerlichen Bushwalk haben wir die Insel ein wenig näher inspiziert und ließen uns dabei auch nicht von gefährlich anmutenden Spinnen (einige davon können sehr tödlich sein) und Schlangen, die unseren Weg kreuzten, abhalten. Zum Glück wussten wir nicht um welche Spezies es sich dabei genau handelte, womit es für uns einfach „nur“ ein paar Reptilien waren… Unwissenheit schützt zwar nicht vor den Gefahren, aber es lässt sich dadurch viel unbeschwerter durch den Bush wandern 🙂
Heute haben wir in unserem einsamen Domizil allerdings Gesellschaft von ein paar Australiern erhalten, die mit ihren privaten Buschflugzeugen eingeflogen sind – kaum zu glauben, dass die Sandpiste neben unserer Anlage eine Landepiste für Kleinflugzeuge darstellen soll und erstaunlich, dass es hier ganz normal erscheint, sein eigenes Flugzeug zu haben um mit diesem einen Wochenendausflug zu unternehmen :-).
Wir hingegen werden morgen wieder mittels unseres simplen Straßenfahrzeugs den Weg weiter in den Süden angehen…
Cheers!
Karin & Michael
Kategorien : Australia
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